Neuer Ort, neue Klinik, neues Setting. Einsatz geglückt.

Die administrativen Hürden bis zum Start unserer Tätigkeit fallen viel höher aus als jemals erwartet. Erst erscheint es unmöglich, die Fahrzeuge legal zu immatrikulieren. Wir wiederholen deshalb den gesamten Einfuhrprozess. Dann stellt sich heraus, dass wir SOS Medivac als Internationale NGO registrieren müssen. Dieser Prozess nimmt einen weiteren Monat in Anspruch. Erst danach kann die eigentliche Leistungsvereinbarung mit der Regierung verhandelt werden.

Unsere Arbeit kann mit folgenden vier Zielen umschrieben werden:

  • Behandlung von notleidenden Patienten, denen der Zugang zu zahnärztlicher Hilfe fehlt;

  • Unterstützung der Ausbildung von lokalen Zahnärzten;

  • Datensammlung zur Zahngesundheit der Bevölkerung zu Gunsten einer internationalen Studie der WHO;

  • Sensibilisierung der Bevölkerung über die Faktoren der Mundgesundheit und Ausbildung der public health workers.

Anfangs Mai sind die Fahrzeuge ordentlich eingelöst und der Registrierungsprozess abgeschlossen. Wir erhalten deshalb grünes Licht, einen ersten Einsatz in der ländlichen Region Somalilands in Angriff zu nehmen.

Obwohl das gesamte Team vor oder während dem Einsatz gesundheitlich angeschlagen ist, legen wir am 15. Mai los. In Begleitung unseres Sprachlernhelfers als Vermittler und zweier Zahnmedizinstudenten reisen wir zuerst nach Dhimbil Riyaale, ein kleines Dorf südlich von Hargeisa, immer noch innerhalb der Maroodijeeh Region.

Die Dorfbevölkerung wurde vom Leiter des örtlichen Gesundheitspostens über unser Kommen vorinformiert und innert Kürze versammeln sich mehr behandlungswillige Patienten als wir in den kommenden drei Tagen behandeln können.

Viele Gebisse sind weitgehend zerstört und die Zähne von Karies zerfressen. Teilweise kann unser Team die Patienten durch Entfernung von Wurzelresten und hoffnungslos zerstörten Zähnen von langjährigen Schmerzen befreien, in anderen Fällen wird versucht, mittels Füllungen die Zähne noch etwas länger zu erhalten. Wir müssen dabei darauf achten, alle Patienten ähnlich zu behandeln und möglichst alle zum Zuge kommen zu lassen.

Bereits am ersten Tag drückt uns der Dorfchef aus, dass sie sich gerne bei uns bedanken würden, indem sie eine Mahlzeit für uns zubereiten. Nach anfänglichem Zögern aufgrund dem eh schon strapazierten Immunsystem willigen wir ein. Bereits früh am nächsten Morgen bringen sie einen Ziegenbock zur Klinik und schlachten ihn gerade ausserhalb des Wohncontainers. Bis zum Mittag entsteht daraus ein feines Menu.

Die Dorfbevölkerung erweist sich auch darüber hinaus als sehr freundlich und respektvoll. Die einheimischen Kinder fragen täglich nach einem Fussball und bringen ihn abends wieder zurück. Nach und nach entwickeln sich interessante Gespräche über unsere Herkunft und die verschiedenen Kulturen. Uns gefällt der Ort so gut, dass wir auch den Nationalfeiertag dort verbringen und uns etwas erholen.

Am darauffolgenden Tag verschieben wir in ein nahegelegenes Dorf, Qool Caday. Auch dort werden wir bereits erwartet und von Kindern, Patienten und Neugierigen bedrängt und überrannt. Wir sind DIE Attraktion im Dorf. Am zweiten Tag wird es uns jedoch zu bunt und wir kündigen an, den Einsatz frühzeitig zu beenden, sollte sich das teilweise sogar aggressive Verhalten nicht sofort ändern.

Daraufhin staunen wir einmal mehr über den Gemeinschaftssinn der Bevölkerung. Dem Leiter des Gesundheitspostens gelingt es, die gesamte Bevölkerung zu sensibilisieren. Jedes unangenehme Verhalten bleibt forthin aus, hingegen drücken die Patienten vermehrt ihre Dankbarkeit aus. Auch hier wird uns noch ein köstliches Mahl zubereitet (wieder muss ein Ziegenbock dran glauben). Wir beschliessen den Einsatz wie ursprünglich geplant mit einem dritten Behandlungstag und verschieben am darauffolgenden Tag nach insgesamt sieben Einsatztagen zurück zu unserer Basis.

Nach diesem erfolgreichen Start hat sich gezeigt, inwiefern wir die Ausrüstung in technischer Hinsicht noch optimieren können/müssen, wie die Vorinformation noch ergänzt werden muss und dass wir nebst den einheimischen Mitarbeitern mindestens vier Personen als Team mit uns bringen sollten, um alle anstehenden Aufgaben (Leitung der Klinik, technische Wartung und Unterhalt, Sterilisation, Küche und Betreuung/Homeschooling Kinder) abdecken zu können. Wir machen uns daran, die Verbesserungen umzusetzen und freuen uns, nach der Sommerpause in einen regelmässigen Rhythmus von Einsätzen starten zu können.

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Im Horn von Afrika