Fahrzeugüberführung Teil 3: Durch endlose Sand- und Steinwüsten

Nach einer Übernachtung in Zeyla treten wir die lange Fahrt nach Boorama an. Gemäss Google Maps müssen wir dafür einfach dem Boorama-Zeyla Highway folgen. Rasch stellen wir fest, dass dieser Highway aus sich ständig teilenden Spuren im Sand besteht. Bereits nach einer Viertelstunde müssen wir aussteigen, um in eine Senke etwas Sand hinein zu schaufeln, um das Umkippen des Anhängers zu verhindern. Eine weitere Viertelstunde später versinken wir erstmals mit der ganzen Fahrzeugkombination im Sand. Selbst das Sperren der Längs- und Querdifferenziale hilft nicht weiter und mit der Seilwinde reissen wir eher den nächsten Baum aus als dass wir uns daran hinausziehen könnten.

Die Seilwinde versagt. Es bleibt nur noch Schaufeln und Verlegen von Sandblechen.

Mit der Hilfe der Sandbleche gelingt es nach ungefähr zwei Stunden, unser Fahrzeug aus dem Sand zu befreien. Die Freude über die Weiterfahrt währt hingegen nur wenige Minuten und schon stehen wir – gemäss Google immer noch auf dem Highway unterwegs – vor einem ausgetrockneten Flussbett, das mit Sand aufgefüllt ist. Mit anderen Worten: Ein Beachvolleyballfeld, das 300 Meter breit und geschätzte vier Meter tief ist. Bei der Erkundung zu Fuss sehen wir diverse Löcher die davon zeugen, dass sich bereits einige Autos hier eingegraben hatten und in mühseliger Handarbeit wieder ausgegraben werden mussten. Für unser Fahrzeug sehen wir keine Chance für ein erfolgreiches Durchkommen.

Reifenspuren von PW’s. Für unseren LKW mit Anhänger als Bremsklotz gibt es hier kein Durchkommen.

Glücklicherweise gelingt es uns, am Rand des Flussbettes zu wenden. Wir wollen versuchen, eine besser befahrbare Route zu finden. Auf dem Rückweg graben wir uns nochmals im Sand ein, wobei wir uns aber nach ca. einer halben Stunde wieder befreien können. Wenig später steuern wir jedoch in ein Schlammloch, aus welchem wir – trotz stundenlangem Bemühen – nicht mehr hinauskommen.

Unser lokaler Begleiter, ein somaliländischer Polizist, beschliesst Hilfe zu holen. Er macht sich zu Fuss auf in das ca. eine Gehstunde entfernte Zeyla. Nach ca. einer weiteren Stunde kehrt er in Begleitung eines dreiachsigen Kipplastwagens zurück. Dieser zieht erst unseren LKW aus dem Schlammloch, worauf wir mit einem Abschleppseil auch den inzwischen abgehängten Anhänger befreien können.

Erschöpft aber dankbar erreichen wir geben Abend wieder unsere Ausgangsposition vom Vormittag. Noch vor Einbruch der Dunkelheit vereinbaren wir für den nächsten Morgen einen Deal mit einem lokalen Chauffeur, der uns durch die heikelsten Stecken durch die nächste Tagesetappe begleiten soll. Diesmal abseits des Highways.

Am nächsten Tag machen wir uns in aller Frühe auf, um hoffentlich eine bedeutendere Strecke zurückzulegen. Nach einer halben Stunde verfahren wir uns erstmals, da unser Guide sich der Strecke doch nicht ganz sicher ist. Glücklicherweise können wir trotz vielem Sand wenden und zurück zur eigentlichen Route gelangen, ohne uns im Sand einzugraben. Nach etwa drei Stunden ist es aber wieder soweit und wir stecken im Sand eines trockenen Flussbettes fest.

Ein in der Nähe geparkter Frontlader hat sich offensichtlich auf die Bergung von Fahrzeugen spezialisiert. Für eine Gebühr von 50 USD bietet er uns seine Hilfe an, die wir gerne annehmen.

Eine Stunde später wiederholt sich das Szenario. Es sollte das letzte Mal sein bis zum Abschluss der Reise. Diesmal gibt es weit und breit kein Bergefahrzeug, dafür eine Horde Kinder, die uns mir viel Elan beim Schleppen und Verlegen der Sandbleche unterstützen. Als Resultat dieser tüchtigen Zusammenarbeit sind wir nach ca. einer Stunde wieder flott und können die Fahrt wenig später mit lediglich etwas Zeitverlust fortsetzen.

Die Sonne brennt am Nachmittag heiss. Bevor wir den Schutz der Hügel erreichen, überhitzen Motor- und Getriebeöl aufgrund der ständigen Steigung und dem Fahren durch den bremsenden Sand. Im kärglichen Schatten gönnen wir dem Zugfahrzeug eine kurze Pause.

Bis zum Abend erreichen wir das Gebirge, das sich quer durch den Distrikt Zeyla zieht. Inzwischen besteht die Gefahr eines erneuten Versinkens im Sand nicht mehr. Dafür hat sich die Reisegeschwindigkeit massiv reduziert. Der Durchschnitt beträgt für den Rest des Tages und für den grössten Teil des nächsten Reisetages nur noch zwischen 9 und 13 Kilometern pro Stunde. Wie wir bei der Ankunft in Hargeisa feststellen werden, fügen die unglaublichen Unebenheiten dieser Wegstrecke unserer Ausrüstung trotz der angepassten Fahrweise immer noch grosse Schäden zu.

Wir übernachten in einem Bergdorf namens Cabdil Qaaddir. Der nächste Tag erweist sich fahrerisch als der anstrengendste. Während Stunden ist die Strecke felsig, voller Geröll, schmal und voller Absätze. Der Zeyla-Booroma-Highway führt über enge Pässe, langgezogene Flussbetten, durch Gräben und durch wunderschöne Landschaften. Sandige Passagen bleiben aus und wir vermissen sie auch nicht.

Am späteren Nachmittag erreichen wir endlich Booroma. Nicht wissend, wie die vor uns liegende Strecke aussehen wird, betanken wir unseren 400L Tank nochmals. Die Strasse bis Hargeisa erweist sich dann als ausgesprochen gut asphaltiert. So erreichen wir doch noch öfters eine «Highway»-würdige Geschwindigkeit und erreichen kurz nach Einbruch der Dunkelheit unser Ziel in Hargeisa.

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Fahrzeugüberführung Teil 2: Vom Hafen ins Bestimmungsland